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Al Bogenhuber - In ultrarunning, the pain is inevitable, but the suffering is optional

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1998 Episode Eins

Geschrieben Sommer 2001

Warum laufe ich eigentlich? Eigentlich bin ich kein Läufer, ich bin überhaupt nicht zum Sport geboren. Ich mache nur Sportarten die einen Motor haben. So und ähnlich habe ich bis 1997 gedacht und gelebt und geraucht. Dann habe ich Katharina kennen gelernt und mir war mit sicherem männlichem Instinkt klar, daß nur sportliche Nichtraucher in ihre Zielgruppe fallen.Und so habe ich mit dem Laufen angefangen. Dabei bin ich dann Marc begegnet, der grade in Köln seinen ersten Marathon gelaufen war und mir bei jedem Training davon vorgeschwärmt hat. Mit Katharina war ich übrigens nur vier Monate zusammen.

Mein erstes Mal: 1998 war es soweit: ich stehe in Köln am Marathon-start. Die Skater und die guten Läufer starten auf der Hauptstraße aus ihren jeweiligen Positionen, die Erstläufer wurden in einem Zubringer-Tunnel untergebracht.

Das war gut so, denn es war ein trüber Tag mit leichtem Nieselregen im Oktober (Bäh-Wetter) und im Tunnel war es warm und trocken. Die Stimmung war für mich überwältigend.

Wie die Ameisen im Bau krabbelten die Läufer im Tunnel hin und her, klebten die Brustwarzen ab, machten sich warm, banden die Schuhe zu etc. und wir haben gesungen. Laute kölsche Karnevalslieder, die uns das Gefühl gaben, daß wir alle, in unseren kleinen Tätigkeiten und Gedanken uns hier in diesem Tunnel mit unserer Anspannung und Hoffnung und Angst zu einer Familie verbinden.

Ich hatte eine große Angst vor diesem ersten Mal: hatte ich genug gelaufen, wie würde das Trinken klappen, würde ich das Ziel erreichen, würden meine Knie wehtun... Ich musste fortwährend pinkeln vor Aufregung und mir fielen hundert Hypochonder-Gründe ein, nicht zu laufen. Mein Herz tat weh, meine Füße brannten, mein Rücken war verspannt und so weiter. Aber nach hinten zu gehen und zu sagen: " tschuldigung, darf ich mal durch, ich will raus." war mir noch viel unangenehmer als da zu bleiben.

Also habe ich aus vollem Herzen und mit vollen Hosen mit gesungen und gewartet, daß es los geht. Dann Unruhe im Tunnel, Getrampel, los, die vor mir laufen. Langsam Gedränge die Spannung ist fast nicht auszuhalten aber wenigstens habe ich meine Wehwehchen vergessen.

Als ich aus dem Tunnel komme hat es aufgehört zu regnen. Die ersten Kilometer geht es wie von selbst, ich suche mein Tempo und laufe.

Die Menge jubelt, Kinder recken Ihre Hände und wollen abgeklatscht werden. Es hat noch nie in meinem Leben jemand eine Laola-Welle für mich gemacht und hier bin ich geradezu auf der Welle gesurft.

Die Kölner sind wirklich ein super Publikum. Bei Kilometer 30 kam dann die Mauer. Mein Tempo war wohl doch zu schnell gewesen denn mein ganzer Körper rebellierte gegen jeden weiteren Schritt. Bauchkrämpfe, Durchfall, Schwindel etc. Es fing auch wieder an zu regnen. Die Kölner standen an der Strecke und gaben alles. Ich konnte nur noch langsam gehen und hatte große Schmerzen, das hat man mir angesehen. Die Leute habe mich angefeuert, mir Bier angeboten, sind am Rand mit gelaufen und waren einfach nur großartig. Da konnte ich doch nicht aufgeben! Nach 4:24:28 netto habe ich endlich das Ziel erreicht und wie ein Kind geweint.

Der Einbruch: Nach dem ungeheuren Höhenflug des Marathon 1998 hatte ich eine persönliche Krise. Mein Gefühl war, daß ich im Laufen alles gemacht hatte, alles erreicht hatte und der Gipfel meines Lebens hinter mir lag. Ich fing wieder an zu rauchen, machte keinen Sport mehr und es ging körperlich, psychisch und auch beruflich/finanziell steil bergab.

Der Aufschwung: Als ich endlich am Boden lag und wieder Kettenraucher war musste ich mich zwangsläufig (da kommt auch das Wort "Laufen" drin vor) wieder aufrichten. Bergauf geht es immer langsamer als Bergab, aber als ich im Juli 1999 meine jetzige Ehefrau kennen lernte wurde mein Leben stabiler. In Gegenwart meines Sohnes, geboren 2000, zu rauchen, hat mein Gewissen richtig belastet.

Deshalb kam 2001 endlich der erneute Durchbruch: nach der Lektüre von A. Karr`s Buch: " Endlich Nichtraucher" war ich endlich Nichtraucher. Ohne Willenskraft, ohne Entzugserscheinung, ohne Probleme. Seit dem Sommer laufe ich wieder und fühle mich großartig.

Das Ziel: Anfang erst mal ein weiterer, dieses Jahr noch. Danach würde ich gerne irgendwann etwas wirklich großes machen, Jungfrau, oder so. Ich freue mich, wenn ich dem einen oder anderen dort begegne.

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