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2018 - Kleine Harzquerung

Geschrieben April 2018

Ich bin ein Kölner, ein Flachländer, weit weg von allem, was als Berg gelten könnte. Aber dieses Ostern bin ich im Harz, den ich so liebe. In Köln war schon alles grün, Frühling, bestes Wetter. Aber hier im Harz liegt noch Schnee! Auf der Zugfahrt habe ich weiter oben noch ein paar weiße Flecken gesehen: da will ich hin.
Mein Plan für heute, einmal den westlichen Teil des Harzes von Süd nach Nord zu durchqueren.
Sonntag morgen, Goslar, Bahnhof. Ich fahre mit dem Zug einmal westlich um den Harz rum. Wir überqueren unzählige Bäche, die alle aus den Bergen links kommen und ins Flachland rechts fließen. Die Höhen sehen grau, dunkel und geheimnisvoll aus. Dunkle Tannen. Vorfreude.

In Herzberg steige ich aus dem Zug. Der Ort ist in traurigem Zustand. In der eigentlich schönen und gut renovierten Einkaufsstraße sind viele Ladenfenster verhängt und überall hängen Schilder 'zu vermieten' oder 'zu verkaufen'. Die einzigen Geschäfte, deren Fronten offensichtlich auf blühende Geschäfte schließen lassen, sind die Apotheken und der Sargmacher. Das gibt zu denken.

Ich laufe zunächst das Siebertal in den Harz hinein. Viel Straße, die Strecke hätte ich besser wählen können. Egal, weiter. Im Ort Sieber gibt es einen tollen Park mit riesiger Rutsche und Spielgeräten. Wenn"s nicht so ewig weit weg wäre, würde ich hier gerne öfter mit den Kids hinkommen.
Am Park-Eingang ist ein Tor. Ich frage einen Spaziergänger, ob ich hier durchlaufen kann, ob der Weg weiter führt. Er bestätigt das und sagt mir so nebenbei, dass das Tor nur gegen die vielen Wildschweine wäre! Oh oh, das wollte ich nicht hören.

Hinter Sieber zieht sich der Weg eine ewig lange, frisch geteerte Straße bergauf. Die Route hätte ich echt besser wählen sollen. Mach ich beim nächsten mal. Aber irgendwann komme ich an den ersten Schneefeldern vorbei und dann geht es in den Wald. Es liegen viele umgestürzte Bäume auf meinen Wegen, immer wieder muss ich drüber oder auch drunter durch. Oft auch drum rum durch den Wald. Ich wandere, denn ich habe lange Zeit, genug zu Essen und zu Trinken und will einfach einen tollen Ausflug genießen. Das hier ist kein Training und kein Wettkampf: das hier soll einfach nur Spaß machen. Und der Plan geht auf: der Schnee wird mehr. Ich mache dauernd Fotos, kann mich gar nicht genug freuen.

Ab 700m liegt durchgehend Schnee, ab 800m ist Winter-Wunderland. Ich bin in den Wolken und es ist trüb, windig und knapp unter Null. Perfekte Bedingungen für einen Winter-Traum-Lauf. An einer Stelle liegt ein Gewirr von Bäumen über den Weg. An den Seiten ist undurchdringlicher Wald, da komme ich schlicht nicht durch. Über die Stämme klettern ist schwer und gefährlich, denn der Haufen ist mehrere Meter hoch. Wenn ich hier auf dem nassen und vereisten Holz abrutsche, habe ich ein Problem, denn ich bin total alleine und mein Handy hat null Empfang. Ich sehe einen Durchlass auf dem Boden und krieche tatsächlich unter den Stämmen durch. Ich habe ein bisschen Angst: es ist niemand weit und breit. Seit der Wetterstein-Tour 2009 habe ich nichts so ungesichertes mehr gemacht. Aber ich winde mich durch ohne stecken zu bleiben und komme dreckig und grinsend auf der anderen Seite raus. Und genau als es am schönsten und winterlichsten ist, kommt mir ein Spaziergänger entgegen und macht ein Foto von mir. Super. Eigentlich wollte der Mann kein Spaziergänger sondern Langläufer sein, aber unterhalb der Gipfel ist dafür zu wenig Schnee. Außerdem lassen sich umgefallene Bäume mit Skiern noch schlechter überqueren.

Wunderschöne Trails bringen mich runter nach Altenau. Die Sonne scheint, der Tag ist toll, ich liebe dieses Hobby! Ab Altenau führt mich die Route für ein paar Km eine doofe, langweilige Straße entlang des Okerstausee. Schöne Ausblicke auf den teils noch gefrorenen See und ein malerischer Wasserfall mit Eis. Sonst ehr unspektakulär. Nächstes mal.. ich sagte es schon.

Dann noch ein Berg, der 'Dicke Kopf'. Wieder hoch in Wald und Einsamkeit, noch mal Schnee und Winterland. Yeah. Und wieder runter in die Wärme. Laut Navi nur noch 1500mbis zum Bahnhof Goslar und ich laufe immer noch durch den Wald, von Zivilisation keine Spur. Bin ich falsch? Ist die Stadt verschwunden? Dann der Ortsrand und ich bin zwischen den Häusern. Goslar ist bildschön, eine seit über tausend Jahren wohlhabende Stadt. Aber so klein, dass die Harzberge bis fast zum Bahnhof reichen. Um so schöner für mich.

Fazit: toller Tag, 42km in gut sechs Stunden. Mega Spaß!



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