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2017 Brocken-Marathon

Geschrieben Oktober 2017

Phänomenal! Einfach der Hammer! Nein, kein Hammer, sondern ein Brocken!

Seit anderthalb Jahren, seit der TorTourdeRuhr, bin ich keinen Marathon, geschweige denn Ultra, gelaufen. Kann ich das noch? Ist mein Knie wieder wirklich heile? Und kann ich überhaupt ohne Markus Marathons laufen?


Der Brocken-Marathon passte vom Termin her super in meinen Kalender und ich habe so viele schöne Erinnerungen daran: das wollte ich versuchen. Leider war ich vorher Erkältet, Husten, viel Stress, wenig Zeit. In den letzten drei Monaten vor her hatte ich also nur 30km pro Woche im Schnitt! Viel zu wenig für einen Marathon. Und ich hatte NULL Bergtraining. 2005 hatte ich noch weniger Training und weit über fünf Stunden mit schrecklichen Schmerzen. 2007 hatte ich deutlich mehr Training und 4:30 gebraucht. Ich habe also mit gut 5:00:00 gerechnet und auf wenig Schmerzen gehofft (bei 800 Jahres-Km am Start).


Freitag Abend, Werningerode. Ich wollte im nahe gelegenen Ort Goslar übernachten und nur kurz meine Startunterlagen abholen. Ich war nach sechs Stunden Autofahrt auch rechtzeitig in Werningerode. Nur die Zufahrt mit dem Auto zum Rathaus: naja, reden wir nicht davon. Aber schön isses! Wirklich! Auch die Orga ist super, alle voll nett! Ich werde beim nächsten mal wohl auch in Werningrode schlafen.


Morgens um sechs, mein Wecker klingelt. Ich stehe auf und fahre zum Start. Ja, da ist meine, unsere, Parklücke aus den Vorjahren. Leider zugewachsen und voller Büsche. Brauche ich auch nicht, ich hab ja nicht gezeltet! Und die Jugendherberge ist auch noch da! Wie immer, vertraut,verlässlich, gut! Frühstück mit Brötchen und Kaffee, lecker! Wie immer.


Ich ziehe mich an, das Wetter soll herrlich werden: 12°C morgens am Start und Mittags am Gipfel und über 20°C am Nachmittag im Ziel. Kurz-Kurz ist angesagt. Außerdem ein Gürtel mit drei Gels und dem Musik-Player. Fertig.


Am Start treffe ich immerhin ein bekanntes Gesicht. Und die Kinderbetreuung ist auch da, auch wenn ich sie nicht brauche, weil meine Kinder mich nicht mehr auf die Art brauchen. Ich stelle mich nach weit hinten, um niemandem im Weg zu sein. Dann geht es los, ich bin unterwegs. Ich trabe langsam in den Harz hinein.


Am Anfang ist viel los auf der Strecke, fast zu viel, aber die Wege sind breit und gut zu laufen und der Boden ist trocken und griffig. Gut, dass ich in den leichten Straßen-Schuhen von NewBalance unterwegs bin. Passt prima. Bald kommt die erste Verpflegungsstelle und danach geht es bergauf. Immer wieder falle ich in den Wander-Schritt. Nicht übertreiben, Kräfte schonen. Ruhig bleiben.


Irgendwann kommt das erste mal der Gipfel in Sicht, besser gesagt: die Gipfel-Wolke. Der markante Mast verbirgt sich darin. Ich erwischen einen kurzen Moment, wo er kurz zwischen zwei Wolken-Fetzen auftaucht. So schnell, wie sie ihn wieder verstecken weiß ich, dass es da oben sehr windig und kalt wird!


Bei Km 14, kurz vor dem Gipfelsturm, nehme ich das erste Gel. Da ich im Training nie etwas esse und nur Wasser trinke, ist das ein unglaublicher Energieschub! Ich fange an zu überholen, wenn auch nur im flotten Wanderschritt und marschiere an vielen langsameren vorbei. Am längsten hält ein Läufer mit roter Mütze gegen, der mir auf die Weise ein bisschen guten Windschatten schenkt.

Dann komme ich in die Wolke. Es ist deutlich dunkler, kalt und windig. Trotzdem nehme ich keine der angebotenen Wind-Folien an. Müllvermeidung. Lieber schneller sein und warm bleiben! Nach 2:30 bin ich oben und sehr zufrieden mit mir. Noch ein paar Fotos am Brockenstein und nichts wie raus aus der Kühlkammer!


Keinen Kilometer hinter dem Gipfel kommen wir aus der Wolke und es wird warm und sonnig! Jetzt beginnt das Rennen! Der Läufer mit der roten Mütze ist wieder bei mir und wie kommen ins Gespräch. Gemeinsames Laufen verbindet auf eine unvergleichliche Art, wie jeder bestätigen kann, der regelmäßig lange Läufe im Aeroben-Bereich macht. Wir verstehen uns auf Anhieb und sind ganz schnell bei der Welt und Gott. Er ist aktiver Baptist und ich ebenso aktiver Quäker und wir lernen beide viel und gerne von einander über die jeweils andere Konfession.


Der Harz wird immer schöner,  ich immer schneller und irgendwann trennen sich unsere Wege. Wir sind schon bei Km 32 vorbei, wie die Zeit vergeht, wenn man sich gut amüsiert. Das Wetter ist warm, sehr warm. Die Bäume sind so bunt, der Himmel so blau und ich bin so stark. Ich lasse mich einfach den Berg runter rollen. Ganz locker, keine Schmerzen, keine Anstrengung, keine Probleme. Ich bin eingehüllt in eine Woge von Glück, wie ein Baum in sein schönstes Herbstkleid. Runners-High vom aller feinsten!


Die letzten fünf Kilometer sind beim Brocken-Marathon rückwärts ausgeschildert. Als ich das Schild mit der 5 sehe, lasse ich alle Vorsicht fallen. Das ist meine Distanz. Seit 2014, seit Frechen weiß ich, dass ich die fünf wirklich kann. Lauf! Und da ist noch so viel Kraft übrig! Die Party ist gleich vorbei und noch so viel im Kühlschrank! Raus damit! Weg damit! Jetzt will ich jedes Joule an Energie verheizen, verfeuern. Ich will alle meine Kräfte verschleudern,ja: verjubeln! Und es läuft. Ich renne, ich überhole, ich freue mich und verwandele Begeisterung in Bewegung.



 

Das Ziel, ich renne. Und die Zuschauer sehen einen Läufer kommen! Ich höre ihre überraschten und anfeuernden Rufe, als ich vorbei brause. Dann bin ich durch und falle in einen Stuhl. Medaille, Trinken, sitzen.


Wow!! Die Netto-Zeit 4:29:35 ist der Knaller. Viel schneller, als ich das für heute je erwartet hätte! Toller Lauf!




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