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2015 - Rheinburgenweg
Geschrieben Juni 2015 Oh Mann, das habe ich mir leichter vorgestellt! Tom hatte uns 110km mit gut 4000Hm versprochen: gestaltet als lockeren Gruppenlauf auf dem wunderschönen Rheinburgenweg. Hörte sich ganz entspannt an, vor allem weil ich im März beim Eisenzwerg (80km 3800Hm) und beim PescherKleeblatt 100 so locker durch gekommen bin. Aus diesen beiden Läufen hatte ich auf eine Zeit von 15h-16h erwartet. Dann habe ich die Namen in der 15-Stunden-Startergruppe gelesen und mich für die 18-Stunden-Gruppe entschieden. Guter Plan! Beim Start Mittag in Koblenz waren wir alle noch jung und glücklich, die Sonne scheint mit entspannten 25 Grade und es ist heiter und trocken. In der Nacht hatte es wohl etwas geregnet damit unsere Tag nicht zu staubig werden würde. Heute ist ein wunderbarer Tag! Wir sind so langsam, dass wir erst gegen 17:30, als nach gut fünf Stunden, bei Susannes Verpflegungsstand bei Km 30 ankommen. Mir wird klar, daß wir in dem Tempo noch ewig für die Strecke brauchen werden. Als ein paar schnelle Jungs aus unserer Gruppe mich einladen, mit ihnen aus zu reißen und ein bisschen schneller zu laufen, mache ich gerne mit und laufe los. ähm: schlechter Plan! Die rennen nämlich einfach mal die Berg hoch! Nach nicht mal einem Km muß ich feststellen, daß ich deren Tempo niemals mit gehen kann, schon gar nicht über die verbleibenden 80km, und laße sie ziehen. Die Schatten werden länger, die Schritte kürzer und die Pausen öfter. Aber wir sind unterwegs. Irgendwann tauchen auf der anderen Talseite die gewaltigen Mauern von Burg Rheinfels auf. Birger, der vor mir läuft, ruft ganz trocken: „Das ist unser nächster VP“. Ewig später sind wir dann da und die nächsten Läufer verlaßen unsere Gruppe: diesmal als DNF. Der Weg will Tribut. Nach dem VP geht es mir echt mies, denn ich bekomme auch noch Schluckauf. Wieder so einen gemeinen, wie damals am Rensteig, wo ich nichts mehr zu mir nehmen konnte. Bei jedem Hicks krampft mein Magen schlimmer und schmerzhafter. Grade als ich es nicht mehr aushalten kann, bittet Petra um eine Pause, um ihre Batterien zu wechseln. Dadurch habe ich zwei Minuten um ganz still und für mich meine Atemübung zu machen. Es wirkt: der Schluckauf ist weg und mein Bauch entspannt sich. Ich kann weiter machen. Irgendwann sehen wir das erste Morgengrauen am Himmel und der Morgen kommt genauso wunderbar romantisch verträumt wie der Abend gegangen ist. Ein weiterer herrlicher Tag kündigt sich an. Wenn ich nur nicht so platt wäre! Aber den anderen geht es nicht besser. Immer mal wieder hänge ich als Letzter zurück. Oder jemand anders. Aber wir bleiben doch als Gruppe zusammen. Jens Vieler als „Gruppenkopf“ und Schäferhund macht das super. Von den zwölf Startern sind nur noch sechs unterwegs, aber ich bin dabei. Und ich fange an, an ein Finish zu glauben. Mit dem Sonnenaufgang weiß ich, daß ich ab jetzt auch alleine nach den Schildern laufen könnte. In der Nacht hätte ich zu viel Angst alleine im Wald gehabt, aber jetzt würde ich es alleine zu ende wandern, wenn die anderen weg wollen würden. Aber sie wollen nicht: wir bleiben zusammen. Bei Km 94 kommt noch der VP von Olli, wo wir ein letztes mal Rast machen. Ab hier trifft die Gruppe die Entscheidung, die Strecke ein wenig ab zu kürzen. Wenn ich alleine gewesen wäre, hätte ich mich für die ganze Distanz im Wanderschritt entschieden. Aber wir bleiben zusammen und machen den Rest wo immer möglich im Trab. Wir schenken uns eine Klamm und sind dann in Bingen. Fazit: viel, viel härter, als ich das erwartet hatte. Wir haben über 19! Stunden gebraucht, keine Ahnung wieso. Aber es hat trotzdem, oder gerade deswegen, Spaß gemacht! Tolle Laufgruppe, toller Leithund, super Orga, voll happy, DANKE! |