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Hans-Dieter Weißhaar - no run no fun

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2011 - Silvesterlauf Gummersbach

Geschrieben November 2012

Ein trüber, grauer, hässlicher Tag. Der Nieselregen verwandelt Schneematsch in Pampe. Aus trockenem Knirschen wird beim nächsten Schritt schon nasses Schmatzen und der kalte Wind dazu macht es zu einem perfekten Tag für einen Winter-Cross-Lauf. Erstmal kurve ich mit meinem Auto durch einen Ort namens Gummersbach (hört sich irgendwie schon wie "Gummistiefel" an) und suche das Stadion. Dann suche ich die Nachmeldung (OBERhalb des Stadions!). Und dann suche ich noch den Start. Und als ich den Start gefunden habe, stehe ich total durchweicht und frierend auf einem total durchweichten Fußballfeld voller Schneematsch.

Aber um mich rum stehen viele nette Leute, der Kaffee von eben wärmt mich noch und ich bin innerlich ziemlich heiß auf ein gutes Ergebnis. Ja, ich weiß: Silvesterläufe sind Spaß-Veranstaltungen, wo man mal fünfe grade lassen sein soll, etc. Aber ich brenne trotzdem vor Ehrgeiz, nachdem ich vor drei Wochen beim Leverkusener Winterlauf so weit nach vorne gekommen bin.

Los geht's, aus dem Sportplatz raus und gleich steil den Berg hoch. Ein schmaler Wanderweg voller halb gefrorenem Eis, Schlamm, Schneematsch und nassen Steinen: Trailläufers-Traum. Ich renne engagiert, weiß aber nicht wie das Höhenprofil noch so aussieht und deshalb noch nicht "voll". Irgendwann ist der Aufstieg zu ende und wir laufen auf einem breiten Forstweg, als mir der Führende mit großen Schritten entgegenkommt. Ich zähle, wie beim Hollenlauf 2008, die vor mir liegenden und bin auch bald an der Wendestelle.

Zack: jetzt geht's zurück, jetzt gilt's. Ich renne jetzt schon sehr zügig und freue mich, dass deutlich mehr Läufer hinter mir liegen als vor mir. Aber als dann auf das steile Gefälle bergab geht, höre ich hinter mir einen Konkurrenten. Der hängt mir im Nacken, kommt aber auf dem schmalen Weg voller überfrorener Steine nicht vorbei. Ich renne schon mit dem Mut der Verzweifelung, könnte von der Kraft her sicher noch schneller sein, aber mein persönliches Risiko-Level ist erreicht. Er will schneller als ich mich traue und ich lasse ihn an der nächsten Möglichkeit passieren. Tatsächlich kann er sich bald von mir absetzten, so dass ich keine Chance auf einen Konter habe. Auf diesem Weg sein Tempo zu laufen, ist mir einfach zu heiß.

Aber noch jemand will ich jetzt wirklich nicht mehr vorbei lassen! Ich gebe alles und blicke mich auch nicht mehr um, als die ersten Häuser von Gummersbach wieder in Sicht kommen. An der Straße steht ein Dick eingepackter Streckenposten und ruft mir, ob meiner Eile, zu, dass ich nach hinten reichlich Luft hätte. Gut! An einer Straßenkehre riskiere ich dann doch einen Blick und sehe wirklich niemanden. Schön! Aber vor mir kommt noch eine Frau in Sicht und ich kann ihre Erschöpfung förmlich riechen. Die kann ich kriegen. Ich will jetzt alles und renne mit 100% bis zum Sportplatz, wo ich sie tatsächlich vor dem Ziel noch überholen kann.

WOW! UFF!

Im Schleichschritt geht's zurück zu den Umkleiden, wobei ich natürlich begeistert alle Nachfolgenden anfeuere. Klar: ich bin ja auch vor ihnen angekommen, jetzt dürfen sie so schnell sein, wie sie wollen. Erst mal noch ein Kaffee, ich sitze am Tisch mit zwei anderen Herren, einer schon in der M50 und deutlich schneller als ich: er ist sich sicher in seiner Alterklasse gewonnen zu haben und wartet auf die Siegerehrung. Der andere ist in meiner M40 und hofft ebenfalls auf den ersten Platz in unserer Klasse. Da ich noch nie einen der vorderen Plätze gemacht und hier keine Zeit gestoppt habe, beschränke ich mich auf zustimmende Bewunderung.

Und dann kommen sie: die Ergebnislisten. Und oh Wunder: 9. in der Gesamtwertung von über 50 Startern und ERSTER in meiner Altersklasse! Der Herr von meinem Tisch aus meiner AK, eben noch freundlich gesprächig, geht ohne sich mit Abschiedsworten oder Glückwünschen auf zu halten. Da war ich wohl nicht der Einzige, der diesen für Silvesterläufe so unstatthaften Ehrgeiz hatte. Dafür habe ich jetzt eine Medaille für den 1.AK-Platz, verliehen auf dem Treppchen mit allem Zip und Zap. Danke an den Veranstalter!

Meine erste Sieger-Urkunde


Fazit: ich werde noch Fan von diesen kurzen Distanzen!