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2018 - Ultra Trail du Mont Blanc 2009
Geschrieben September 2009
Im Spätsommer 2003, als ich meinen aller ersten Ultra gelaufen bin, hat mir Bernhard von einem ganz
besonderen Abenteuer erzählt. Die Worte "Chamonix" und "Nacht" und "Mont Blanc"
fielen wie Samenkörnchen auf den Fruchtbaren Boden meiner Phantasie. Lange habe ich dann trainiert, bin gelaufen
und meistens angekommen. Im Jahr darauf dann der erste Lauf auf Naturweg, der Eifelmarathon. Dann der erste Ultra im
Wald (Röntgenlauf) und so weiter. 2006, bei der Brocken-Challenge hat dann Anke Drescher wieder von diesem Lauf
um den Mont Blanc, dem UTMB, berichtet und ich war wieder faszinniert. So langsam wurde es möglich. 2007 hat
mein Freund Markus Weißberg den UTMB gefinisht, aber ich war noch nicht so weit. Statt dessen hatte ich das
große Glück, einen Platz beim Stunt100 zu bekommen. Eines Tages, es war wohl schon Februar, sah ich beim
Blick auf auf die Website des Stunt100, daß der Stunt als vollwertige Qualifikation für den UTMB akzeptiert
wird. Für den UTMB kann man sich nämlich nicht einfach anmelden, man muß u.A. eine genau vorgeschriebene
Qualifikation erwerben, damit nur diejenigen antreten, die einigermaßen wissen, was sie erwartet und wieviel
Training dafür wirklich notwendig ist. Kleiner Exkurs: außer der vorgeschriebenen Ausrüstung wie Rettungsdecke, Trillerpfeife, Verband, etc. hatte ich dabei: Sonnencreme, Koffie-Tabs, MP3-Player, Kamera, Taschentücher, Schokolade, Riegel, Sonnenbrille, Rucksack von RaidLight, Schuhe Asics Trabuco mit Gamaschen, Geld, Zeit/Höhenprofil, Teilnehmer-Karte und das Startnummernband. Was ich nicht dabei habe, sind Stöcke. Nach vielen Trainings-km und Läufen mit Stöcken, habe ich fest gestellt, daß sie bei mir irgendwie den natürlichen Rhythmus meiner Füße stören. Beim UTMB schleppen gut 98% aller Läufer Stöcke, aber ich weiß, das sie z.B. auf Reunion verboten sind: es muß also auch ohne gehen. Wir gehen zum Bahnhof und ich frage etwa zehnmal, wann denn der Zug kommt (der Campingplatz Mer Du Glaz liegt genau eine Station von Chamonix entfernt, die Fahrt ist für Läufer gratis). Ich schaue ständig auf die Uhr und habe Angst, daß etwas schief gehen könnte. Wenn der Zug nun ausfällt? Ich rechne in Gedanken durch, wie lange wir brauchen würden, wenn wir zurück zum Zeltplatz laufen und mit Andys Auto fahren würden. Der Zug kommt auf die Minute (eine ewig lange Minute!) pünktlich und wir passen auch alle rein, ob wohl es sehr eng ist. Gemeinsam im großen Schwarm gehen wir zum Start. Es ist voll und die Stimmung ist aufgekratzt. Alle sind sehr angespannt, aber ernst. Es ist diese eigenartige Mischung aus sehr viel Respekt vor der kommenden Aufgabe und Vorfreude. Wir alle hier stehen vor etlichen sehr schweren und hoffentlich einigen sehr schönen Stunden. Jeder von uns hat sehr lange für dieses Abenteuer trainiert, denn der UTMB ist für jeden eine Herausforderung. Einen Marathon, vor allem im Flachen: kein Thema. Auch 100km sind im Grunde überschaubar. Aber 100Meilen im Hochgebirge mit den harten Zeitlimits des UTMB: gibt es Menschen, die da ein Finish sicher garantieren können? Ich glaube nicht. Und grade deshalb sind wir hier. Deshalb bin ich hier. Weil es ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang ist. In all dem Franzischen Gerede ist meist auch eine Englische übersetzung vorhanden (bei Startern aus gut 40 Nationen auch angebracht). Deshalb bekomme ich mit, auf der Großleinwand die Gesichter von drei beim UTMB Verstorbenen gedacht wird. Laut Sprecherin sollen wir nicht schweigen, sondern eine Minute richtig feiern, aber es wird trotzdem die leiseste Minute von allen. Kein Wunder, denn auch mir bringen die Gesichter im schwarzen Rahmen noch mal sehr deutlich den Ernst der Angelegenheit vor Augen. Ich denke an meine Kinder und verspreche mir selber, lebend zurück zu kommen. Die Musik läuft, immer wieder Vangelis Conquest of Paradise, und ich habe eine Gänsehaut vom aller feinsten. Ich habe mir wohl hundert Videos vom Start im Internet angeschaut und mir wohl tausendmal vorgestellt wie es ist, wenn ich dabei bin. Für diejenigen, die jetzt in dieser Situation sind: es ist überwältigend! Sogar jetzt, beim Tippen dieser Zeilen, fühle ich wie sich jedes einzelne Härchen meiner Arme aufstellt, wie sich meine Haut am Rücken zusammen zieht und ich vor Freude sofort losrennen möchte.
Ein dunkler Forstweg führt mich zwischen zwei Häusern hindurch eine steile Treppe hinunter und ich stehe im Stadtkern von Saint Gervais. Der übergang ist so unvermittelt, daß er noch markanter wirkt. Die Stimmung ist super und ich orientiere mich an den zahlreichen Tischen, was es denn leckeres gibt. Als erstes finde ich das Wasser für den Trinkrucksack. Ich entscheide mich für zwei Becher Cola und einen Teller Suppe und stecke mir ein paar von den leckeren Riegeln und Schokolade für unterwegs ein. Diesen Ablauf aus Rucksack nachtanken, Cola, Suppe und Schokolade behalte ich über das ganze Rennen bei. Außerdem trage ich ab hier die Stirnlampe. Ich bin über eine Stunde vor dem Zeitlimit und kann also weiter so ruhig und entspannt traben. Meine Laune ist immer noch blendend, ich fühle mich wie auf einer Nachtwanderung als Schüler. Alles ist neu und aufregend und super. Bald taucht das Dorf Notre Dame George aus dem Dunkel auf, ein blutrot angestrahlte Kirche mitten im Wald. Sieht von weitem etwas gruselig aus, aber von Untoten oder Zombies keine Spur. Nur fröhliche Franzosen. Gleich nach dem Dorf geht es zum ersten Mal richtig bergauf, der Croix du Bonhome wartet auf uns. Auf dem Weg nach oben ziehe ich dann auch meine Jacke an, denn es ist kalt geworden. Oben serpentiert der Weg relativ anspruchsvoll über einen flachen Gipfel oder Pass, im dunkeln ist das nicht zu erkennen, und wieder runter. Es ist leicht nebelig und die vielen parallelen Pfade und Spuren irritieren mich. Aber ich komme runter, ohne groß zu stolpern, auch wenn's schwer ist. Gegen halb fünf, gut 1:45hh:mm vor dem Zeitlimit, bin ich wieder unten im nächsten Tal und habe die ersten 50km geschafft. So weit so gut, aber so langsam bin ich schon etwas müde. Vor allem, weil ab jetzt eine unendlich lange, flach a nsteigende Asphalt-Straße kommt, die einfach kein Ende nehmen will. Als ich das erste Mal in Sekundenschlaf falle, schreck ich hoch, aber alles ist gut. Ich bin noch mitten auf Straße und gehe. Mir schwimmt alles vor den Augen und mir ist schwindelig. Ich gehe weiter und meine Gedanken schweifen ganz woanders. Durch den ersten, zufälligen, Versuch ermuntert, lasse ich mich jetzt immer wieder absichtlich mit einem tiefen Atemzug in den Sekundenschaf fallen. Jedes mal blitzten wirre Traumbilder durch meinen Kopf, Gesichter, Menschen, Tage. Und jedes mal wache ich auf und gehe die Straße entlang. Nach einer halben Stunde und nicht mehr als zehn Traumphasen, bin ich beinahe ausgeschlafen und bereit für den dritten Aufstieg zum Col de la Seigne. Der Aufstieg zum Col de la Seigne ist allerdings sehr hart, es ist eisig kalt, nebelig und windig. Gut daß ich ausgeschlafen bin. Der Nebel fällt um so mehr auf, weil es langsam hell wird. Von hier aus geht es ein langes und einsames Tal Richtung Lac Combal. Von den Gletschern und Schneefeldern über uns strömt eisige Kälte herab und ich bin sehr froh, als ich im Camp endlich heiße Suppe schlürfen kann. AAAhh, tut das gut! Da ich meine 1:45 Vorsprung auf den Cut-Off gut verteidigt habe, gönne ich mir die Zeit, für mehr als eine Suppenschale. Kurz hinter Lac Combal führt der Pfad um eine Bergecke und ich fühle mich, als würde ich aus dem Kühlschrank in die Sauna gehen. Das kahle und eisige Hochtal, das im Schatten der umgebenden Berge friert wird ganz plötzlich von sonnigen Almen ab gelöst. So sieht Heidi-Land aus! Es ist auf einmal warm und schön und ich bin immer noch gut unterwegs. Noch ein kleiner Hügel von gut 500Höhenmetern, im Französischen D+ genannt (denivelee positive), und der wunderschöne Abstieg nach Courmayeur steht bevor. Der Pfad führt in steilen Kehren durch einen Kiefern-Wald, auf den die Sonne schein. Es duftet so wunderbar wie nur ein heißer Kiefernwald im Sommer duften kann. Der schönste Sauna-Aufguss kann nicht besser sein. In Courmayeur nehme ich meinen Kleiderbeutel in Empfang und gehe in die große Halle um wie immer meinen Dreisatz zu machen: Tanken, Cola und Suppe. Im Saal sitzen viele Raider an langen Tischen. Eine Frau nah bei mir fällt mir auf, die mich mit einem irgendwie seltsamen Blick anschaut. Kenne ich die? Hab' ich einen Namen vergessen? Bevor ich den Ausdruck in ihren Augen noch richtig deuten kann, sackt sie plötzlich zusammen und rutscht von ihrem Stuhl. Ich hatte vorher die wichtigsten Französischen Formulierungen auswendig gelernt, z.B. " Ils appellent rapidement un medecin, sil vous plait ". Aber jetzt, da ich sie in meinen Armen halte, ist in meinem Kopf keine Spur von Französisch übrig. Aufgeregt rufe ich so laut ich kann: "Hallo, Hallo, Hilfe,Hilfe.." Glücklicherweise kommen auch ohne Sprachkenntnisse sofort mehrere Sanis mit Trage gelaufen. Mir ist komisch zumute und ich bin betroffen und gestresst. Nichts wie weg hier. Der Aufstieg zum Refuge Bertone ist das Gegenstück zu dem wunderbaren Kiefernwald vorhin. Es ist sehr heiß, mindestens gefühlte 30°C, und zwischen den Bäumen rührt sich kein Lüftchen. Die 800m Aufstieg ziehen sich scheinbar ewig und die wohlige Wärme beim Abstieg empfinde ich jetzt als stickige Hitze. Die Luft ist dicht und kompakt und ich schwitze aus allen Poren. Endlich, endlich komme ich aus dem Wald und kann wieder Wind spüren. Bald darauf kommt auch Bertone in sicht und ich habe etwa die Hälfte der Strecke geschafft. Nach dem sehr harten Aufstieg in der Hitze des Waldes kommt nun ein besonderes Schmankerl. Es geht nur leicht profiliert und ohne nennenswerte Steigungen bis zum Refuge Bonatti über wunderschöne, sonnige Wiesen. Bei bestem Heidi-Wetter und herrlichem Ausblick auf die Ostseite des Mont Blanc fühle ich mich relativ gut und genieße den Lauf. Ich merke zwar, daß ich eine Nacht nicht geschlafen und seit gut zwanzig Stunden unterwegs bin, aber die Sonne scheint und ich komme hier gut voran, so daß ich noch keine ernsten Sorgen habe. Auf einmal höre ich, dank der perfekten Bergstille, ein paar Meter vor mir, hinter einem Gebüsch, die Stimme von Andy! Er telefoniert grade mit Markus und hat so unsere aktuellen Positionen sofort parat. Natürlich laufen wir ab jetzt gemeinsam, das ist uns beiden auch sofort klar. Es tut mir sehr gut endlich einen Gesprächspartner zu haben, denn ich habe seit dem Start außer meinen paar Französischen Brocken nichts gesprochen oder verstanden. Ich habe mir in das offizielle Höhenprofil der Strecke die Cut-Off-Zeiten eingezeichnet und trage dieses Blatt bei mir. Von Bonatti bis Arnuva geht es, laut Profil, vier Kilometer leicht bergab. Der Pfad ist schmal aber leicht zu laufen und so traben wir guten Mutes vor uns hin, vor uns hin, und traben, und laufen, und wundern uns. Arnuva kommt einfach nicht. Nach über einer Stunde sehen wir weit entfernt unter uns im Tal eine Hütte. Soll DAS erst Arnuva sein? Wir können es nicht verstehen und überprüfen immer wieder das Höhenprofil, aber es sind tatsächlich nur vier Kilometer angegeben: Bonatti km90 bis Arnuva Km94. Meine Mathe ist beim Laufen immer besonders schlecht, aber kann es sein, daß wir wirklich fast zwei Stunden lang laufen müssen, um vier Kilometer zu schaffen? Andy und ich vermuten, daß hier die Vermessung verbessert werden kann. Aber da die lange Laufdauer hier anscheinend mit einkalkuliert ist, halte ich meinen Vorsprung von nicht ganz zwei Stunden auf Cut-Off auch in Arnuva ein. Jetzt kommt der Aufstieg zum höchsten Punkt des UTMB, der Grand Col Ferret. Schon von weitem sehe ich, wie sich die Wolken über den hohen Pass pressen, der vor uns liegt. Wir laufen bzw. Wandern im schönsten Schein der Nachmittags-Sonne ein sehr einsames Hochtal entlang, das im Norden von einem scharfen Grat weit über uns beendet wird. Die Gegend ist wild und frei und außer unserem Pfad deutet nichts auf die Anwesenheit der Spezies Mensch auf diesem Planeten hin. Doch: der weite Abstand, den die Gletscher über uns zu ihren Moränen haben, zeigt, daß sie nur noch etwa die Hälfte ihrer ursprünglichen Länge haben. Wir zerstören wohl vor allem da, wo wir grade nicht wohnen. Am Grand Col Ferret geraten wir in die Wolken, die wir von unten schon gefürchtet haben. Es ist eisig kalt und sehr stürmisch, so daß wir nur für ein kurzes Foto anhalten. Ich bedauere und bewundere die einsame Gestalt, die hier im dicken Polar-Anzug die Stellung hält, um die Startnummern der Raider zu scannen. Von hier aus geht es erst mal runter, weit runter. Das nächste Tal ist genauso leer wie das vorhergehende und die Sonne, die hinter dem Mont Blanc-Massiv untergeht, taucht die Matten in Dunkelheit. Laut Höhenprofil sind es vom Pass bis La Fouly neun Kilometer und es geht immer nur abwärts. Andy und ich laufen also die ganze Zeit. Trotzdem brauchen wir über zwei Stunden bis wir endlich, endlich unten sind. Und "unten" bedeutet noch lange nicht, am Revitalment zu sein. In der hereinbrechenden Nacht schmerzen meine Beine und Füße und die große Müdigkeit kommt angekrochen. Sie nimmt die Spannung aus meinem Körper und zieht meine Schultern nach vorne. Der Kopf sinkt herab und jeder Schritt rüttelt im erschöpften Gerüst meiner Knochen. Endlich erreichen wir La Fouly. Ich hatte gehofft, Andy würde mich unterhalten, unterstützen, aufmuntern und verhätscheln: große Fehlanzeige! Andy legt sich schlafen. Ich werde hier schon unruhig und scharre mit den Hufen, aber ich habe Angst davor, alleine in der Nacht zu sein. Daher nerve ich ihn mit meiner Eile. Etwa anderthalb Stunden nach La Fouly beginnt der Aufstieg nach Champex Lac. Am Berg wäre ich gerne schneller. Ich spüre, daß Andy und ich zusammen bleiben sollen, daß es illoyal wäre ihn jetzt zu verlassen. Auf der anderen Seite fürchte ich zu nah an's Zeitlimit zu geraten oder gar zu scheitern, wenn ich bei ihm bleibe. Außerdem ist es hier am Ende des Feldes verdammt einsam, so daß eine Trennung bedeuten würde, daß ich ganz alleine bin. Ich hadere mit mir bis ich mich entscheide, es alleine zu machen. Ich will es, ich kann es, ich mache es und ich schaffe es! Ich schließe mich der nächsten überholenden Gruppe an und wandere langsam mit denen den Berg hinauf. Campex Lac sieht aus wie jede andere Stadt: Lichter, Lampen und Häuser. Im Hellen bestimmt wunderschön, aber jetzt nach Mitternacht weiß ich selbst die Schönheiten die evtl. zu sehen wären, nicht zu würdigen. Danach geht's wieder durch den Wald und ich komme an ein paar Wohnwagen vorbei, die an einem schmalen Pfad am Berg abgestellt sind. Erst freue ich mich, daß hier wohl Fans an der Strecke sind. Dann frage ich mich, wie die wohl die Caravans hier hin bekommen haben. Erst als ich unmittelbar daran vorbei laufe und sich die Perspektive dabei verschiebt, wird mir klar, daß es einfach nur helle Felsen sind, wie ich schon Hunderte vor her passiert habe. "Ah", denke ich, "jetzt kommen die Halluzinationen". Natürlich weiß ich, daß so was kommen würde, denn fast alle, die hier gewesen sind haben mir davon erzählt. Selber zu halluzinieren ist aber gar nicht so schlimm. Ich sehe und staune nur. Ich trabe hier auf einem breiten Forstweg voran. Die nächsten Läufer sind weit entfernt und mir macht die Müdigkeit zu schaffen. In meinem Kopf entsteht ein Summen und ich kann mich kaum noch konzentrieren. Aber der Weg ist nicht asphaltiert und an kontrollierte Sekundenschläfchen wie in der Nacht davor ist nicht zu denken. Die Müdigkeit ist wie eine warme weiche Wolldecke um meinen Kopf gewickelt RASCHEL Ich stehe in einem Gebüsch, Marke dornig, brombeer-artig. Mir ist sofort klar, daß ich trotz allem eingeschlafen bin und ich versuche mich zu orientieren. Der breite Forstweg ist weg, ich befinde mich am Rand eines einfachen Wanderweges. Die nächste Wegmarkierung ist nicht weit weg und auch andere Raider sind in Hörweite. Ich bin also zumindest auf der richtigen Strecke. Ein großer Teil von mir hofft, daß ich möglichst viel Weg verschlafen habe, schon weit gekommen und bald an der nächsten Verpflegungsstelle bin. Aber ich bin auch sehr froh, das daß Gebüsch ein Gebüsch und kein Abgrund war. Das hätte schief gehen können. Nur wacher bin ich nicht geworden und schon nach wenigen Schritten drifte ich wieder ab. "Halt, so geht das nicht!" rufe ich mir zu. Ich höre hinter mir Stimmen und warte, bis die Gruppe bei mir ist. Es sind Franzosen und ich schließe mich an, obwohl ich kein Wort verstehe. Bald darauf holen wir eine Dreier-Gruppe Amerikaner ein und ich frage, ob ich mich dran hängen darf. Endlich wieder eine Unterhaltung. Wir erzählen uns von unseren Läufen und ich höre aus erster Hand Geschichten vom Hardrock-Hundred erzählen: muß toll sein! Bovine. Da steht das Schild zum Bovine. In allen Erzählungen und Berichten vom UTMB ist der Aufstieg zu diesem Berg die Schlüsselstelle. Ein sehr schwieriger Pfad, der etwa sechs- bis sieben-hundert Höhenmeter hinauf führt. Dabei muß ständig über große Wurzeln, kniehohe Steine und teilweise Hüfthohe Felsen geklettert werden. Ab und zu überqueren wir ein breites Bachbett aus wild zusammen gewürfelten, Tischgroßen Gesteinsbrocken. Ich kann mich nur allen anderen anschließen: der Bovine IST hart. Jens hat es formuliert: "Oh Bovine, Du Schwein!" besser kann ich es auch nicht sagen. Mir geht es jetzt sehr schlecht, denn die Schwierigkeit des Weges hat die Müdigkeit verdrängt. Alle paar Schritte muß ich jetzt stehen bleiben um Atem zu holen. Und mein Herz klappert in der Brust wie eine rostige Blechkugel in einer morschen Holzkiste. Ich kann fühlen, wie es an den Rippen rappelt. Ich denke an meine Familie, der ich versprochen habe lebend wieder zu kommen. Ich denke an meinen Vater, der an Herzversagen gestorben ist. Auf einmal kommen ein paar Füße in den Lichtkegel meiner Stirnlampe. Ich leuchte beim nächsten Schritt die Beine entlang und kann einen Schläfer erkennen, der wohl ein Läufer sein wollte. Er liegt hier der Länge nach auf dem Pfad und schläft. "Armer Kerl" denke ich und gehe weiter. Auf einem Stein sitzt jemand und schläft mit leerem Gesicht: unheimlich. "Wann hat dieser Berg ein Ende?" frage ich mich und lege den Kopf weit in den Nacken um die Stirnlampen hoch über mir zu erkennen. Zu meinem Schrecken sehe ich, daß sich die Bergwand wohl fast senkrecht auftürmt, denn die nächsten vier Lichter sind fast über mir. "OH NEIN!" Schwarze Verzweiflung ergreift mich. Ich werde das niemals schaffen, das kann ich einfach nicht. Noch einmal schaue ich nach oben, nur um sicher zu gehen und stelle fest, daß die Lichter nicht etwa Stirnlampen sondern die Sterne des kleinen Wagens sind. Die Flanke wird schon deutlich flacher und über mir scheint ein wunderbarer Nachthimmel. Erleichterung und Freude durchströmt mich, genauso wie Sekunden zuvor die Verzweiflung. Revitalment Bovine. Ein graues Zelt in schwarzer Nacht. Ich fühle mich SCh..äh: schlecht. Essen, Tanken, Trinken, weiter. Es geht immer noch mäßig Bergauf und als nächster Spaß hat ein Bach auf 15m Breite den Weg in eine Schlammgrube verwandelt. Ich klettere darum herum und fluche ein bisschen. Da andere Raider in der selben Matsche stecken, versuche ich es mit "Merde", aber ich bekomme keine Antwort. Ihre Köpfe hängen zwischen den Schultern, ihre Rücken sind gebeugt und ihre Gesichter im Gegenlicht ihrer Stirnlampen verborgen. Ich mache es auch alleine. Es geht bergab, laut Profil 700 D- auf sechs Kilometer. Der Weg ist ein schwerer schmaler Wurzelpfad im Wald und es dauert ewig. Außerdem habe ich immer größere Probleme, Dinge als das zu erkennen, was sie sind. So versuchen meine Füße immer wieder den weichen grauen Topflappen aus zu weichen, die überall auf dem Waldboden liegen. Da sind natürlich keine Topflappen sondern schlichte graue Steine, aber es könnten Topflappen sein. Und bloß weil die letzten tausend grauen Flecken auf dem Boden Steine waren könnte der 1001 trotzdem ein Topflappen sein. Mehrfach stolpere ich, weil ich abrupt meinen Schritt korrigiere. Wieder kommt mir der Verdacht, daß es weit mehr als die angegebenen sechs Kilometer sein müssen, denn ich trabe da wo es mir möglich ist und habe ansonsten einen guten Wanderschritt, aber Trient kommt nicht. Statt dessen sitzt auf einmal eine Kröte auf dem Weg. Ihr linkes Bein steht seltsam ab, wahrscheinlich ist einer der Läufer auf sie drauf getreten. Ich bleibe stehen und leuchte sie mit meiner Stirnlampe an, aber sie rührt sich nicht. "Das ist nicht real" sage ich mir, aber da scheint sie zu zittern. Also doch eine lebende Kröte. Ich möchte ihr helfen, vom Weg runter zu kommen und beuge mich zu ihr runter. Ich berühre eine schlichte Kiefernwurzel. Reingefallen. 11/2 Stunden nach dem Bovine erreiche ich ein dunkles Dorf und freue mich schon, als ich ein kleines hölzernes Wanderschild sehe, "Trient 30min" steht dort. Das darf doch nicht wahr sein! Ich könnte kotzten! Voller Zorn laufe ich langsam weiter, denn allmählich rückt die Cut-Off-Zeit heran. In Campex Lac war ich über zwei Stunden vor dem Limit, davon ist jetzt nur noch wenig übrig. Da vorne steht endlich ein Posten mir oranger Warnweste, da muß es sein. Aber Fehlanzeige, er winkt mich mit einem Leuchtstab über die Straße und versucht mich mit: "Dix minutes" zu ermuntern. Objektiv gesehen ist das toll von ihm, mir hier im Morgengrauen so was Fröhliches zu zu rufen. Ich könnte ihn umbringen, weil ich immer noch nicht da bin. Trient. Der Himmel wird grau, der Sonntag kommt und die Stimmung ist super. Die Stimmung ist super? Nein, meine Stimmung ist im Keller. Nicht die Verzweifelung vom Bovine, sondern ärger über die anscheinend falschen Angaben im Höhenprofil. Tatsächlich bin ich richtig wütend. Ich will meine Finisher-Weste! Wehe, wenn ich meine Weste verpasse, bloß weil die zu blöd sind ein Profil mit vernünftigen Kilometerangaben zu machen. Kleiner Einschub: Egal ob die Kilometer stimmen oder nicht: die Zeitlimits sind hart aber gerecht und den tatsächlich zu laufenden Zeiten angemessen. Anstatt mich zu ärgern hätte ich mehr trainieren können. Ich bitte um Verzeihung, falls ich um Trient rum irgend jemand ungerecht angemault habe. 140km in zwei Nächten laufen: da reicht die Willenkraft nur noch, den Körper zu kontrollieren, die Emotionen machen was sie wollen. Sorry. Jedenfalls bin ich jetzt stink sauer. Aber Wut nützt nichts, jetzt muß ich laufen, wenn ich das Ziel noch im Zeitlimit sehen will. Hier in Trient liege ich etwa auf Platz 1300 und wohl am Ende des Feldes. Ich habe keine Ahnung, ob Andy noch im Rennen ist, oder nicht, aber jetzt muß ich mich sputen. Ich ziehe mich um und entscheide mich, im Gegensatz zu allen anderen Läufern, für Kurz-Kurz. Beim Klamottenwechsel stoße ich im Rucksack auch auf meinen MP3-Player. Ahh, der kommt grade richtig. Ich trabe vorsichtig los, im selben ruhigen Tempo wie in der letzten Viertelstunde vor Trient, und bemerke, daß es geht. Es geht jetzt steil hoch zum Cartogne, dem vorletzten der zehn großen Hindernisse. Ich kann erstaunlicher weise gut mithalten, sogar mit den stärksten Läufer um mich herum und beschließe an denen dran zu bleiben. Mir wird warm und "ES" läuft immer besser. Ich fange an zu traben, bergauf wohlgemerkt, und kann das sogar genießen! Immer schneller laufe ich den Berg hoch und bin begeistert, denn ich fühle mich sehr gut. Erstaunt horche ich in mich hinein, fürchte zu überzocken, aber alles ist ok. Das Herz schlägt relativ ruhig, der Atem ist entspannt, nichts deutet auf einen bevorstehenden Kollaps hin. Also lasse ich mich von meiner Freude leiten und laufe die 700 Höhenmeter zum Cartogne hoch. Nach etwas über einer Stunde bin ich schon oben. Zum Vergleich: für die 700 Höhenmeter von Campex Lac bis auf den Bovine habe ich fast vier Stunden gebraucht. Es ist fantastisch. Oben am Cartogne scheint schon die wunderbare Morgensonne, aber das Gras ist leicht überreift. Trotzdem schwitze ich, denn ich renne immer schneller. Jetzt geht es bergab nach Vallorcine. Oben sehe ich im vorbei rauschen ein Wanderer-Schild: Vallorcine 2 Stunden. Aber ich renne wie von Sinnen den Berg hinab, fliege grade zu. Ich über hole immer schneller, einen nach dem Anderen. Nein, ich überhole nicht: ich fresse die anderen Raider geradezu. Ich habe auf einmal keine Mitläufer, Kameraden oder Leidensgenossen mehr: nur noch Hindernisse, an denen ich vorbei renne. Eine nie gekannte Begeisterung erfüllt mich. Die Begeisterung bricht in Schallwellen aus meiner Brust und ich brülle vor Freude. Ich sehe an einer Wegkehre ein paar müde Gestalten, die auf ihre Stöcke gestützt um die Kurve humpeln. In einem Sprung über mehr als meine Körperhöhe kürze ich ab und lande unterhalb der Gruppe auf dem Weg. Die Musik im Kopfhörer kann ihr Erstaunen nicht übertönen und ich bekomme das große Grinsen. Meine Füße finden mit einer Sicherheit ihren Weg, die über jedes Maß hinausgeht. Ich springe einen üblen Wurzelpfad hinab und habe bei jedem Schritt absolute Gewissheit. Mein Körper weiß nichts von den vergangenen Bergen, Tagen und Nächten. Ich habe eine Kraft, wie nie zuvor. Ich kann laufen, als würde ich zu hause frisch geduscht Brötchen holen. Ich kann einen anderen Läufer einholen, der fast genauso schnell ist wie ich. Beim überholen blicke ich ihn an und sehe, daß auch er vor Begeisterung strahlt. Wir rennen ein bisschen zusammen und ich spüre, das wir für unser Stirnlampen jetzt keine Batterien mehr brauchen würden. Die pure Induktions-Spannung unserer Euphorie würde reichen, um ein ganzes Stadion in gleißendes Flutlicht zu tauchen. Wenige Meter oberhalb von Vallorcine überhole ich Berrnie, der mich erkennt und anspricht. Ich schaue ihn an, grüße ihn und bin von seinen Augen fastsinniert. Niemals zuvor habe ich in so unglaublich blaue Augen geblickt. Aber ich habe jetzt keine Zeit zu quatschen oder zu staunen, ich muß rennen. Bis Vallorcine habe ich nur 57 Minuten gebraucht und meinen Vorsprung auf die Cut-Off-Zeit schon auf zwei Stunden ausgebaut. In Vallorcine brauche ich für Essen, Trinken, Tanken nur 13 Minuten und frage mich, ob ich so einen Run noch mal hinbekomme. Geht noch so einen Nummer? Die Antwort steckt in mir und will sofort hinaus: ja, uneingeschränktes ja. Der letzte Berg wartet und ich renne abermals hinauf. Wieder überkommt es mich und ich surfe auf einer Welle von Kraft den Weg entlang. Ich bin euphorisch, begeistert und stärker als je zuvor in meinem Leben. Diese Kraft kann nicht mit Training erklärt werden. Hat mir in Trient jemand Koffein in's Trinkwasser getan? Aber das würde nur die Erschöpfungs-Symptome unterdrücken und keine echte Kraft verleihen. Und mein Puls ist ruhig, mein Atem immer noch entspannt und meine Muskeln völlig ausgeruht. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist, aber ich genieße es, so laufen zu können. Im oberen Teil des La Tete aux Vents wird es sehr felsig und fast so schwer wie am Bovine. Aber hier begrüße ich die großen Brocken, denn so kann ich die Serpentinen unbesorgt abkürzen. Ich überhole in fast jeder Kehre einige, langsam und schleppend gehenden Raider, indem ich schlicht die Felsen hoch springe. Meine Sprünge haben eine schlafwandlerische Sicherheit, wie eine Gemse. Dann bin ich oben und blicke tief in's Tal hinunter. Dort, mehr als tausend Meter unter mir, sehe ich Häuser und glaube es wäre Chamonix. Die Begeisterung bricht abermals aus meiner Brust und die Schallwellen tragen leuchtende Schaumkronen als sie über das Tal strömen: "CHAMONIX!". Der Schlachtruf dringt an mein Ohr und ich merke, daß ich es mein eigener ist. "CHAMONIX!" Die Gletscher stahlen so weiß, der Himmel ist blauer als je zuvor, die Wiesen leuchten so intensiv und ich bin berauscht von dieser Schönheit und Herrlichkeit. Der Weg nach Le Flegere läuft profiliert am Hang entlang und die Sonne brennt heiß vom Himmel. Außerdem hatte ich aus irgendeinem Grund erwartet, daß es am La Tete aux Vents zumindest eine Wasserstelle gibt. Mein trockener Rucksack und die strahlende Hitze dämpfen meinen überschwang etwas, bis der Weg über einen kleinen Bergbach führt. Da ich das Wasser keine 100meter oberhalb in einem Wasserfall aus den kahlen Felsen springen sehe, habe ich keine Bedenken es zu trinken und den Rucksack damit zu füllen. AAhhh, tut das gut. Allerdings wird die Strecke davon auch nicht kürzer und der Weg macht ein paar raffinierte Kurven, hinter denen ich jedesmal enttäuscht bin, wie weit es noch bis zum gut sichtbaren Reviltalment ist. Irgendwo in meinem Kopf kommt jemand in mein Büro und legt mir eine unscheinbare Notiz auf den Schreibtisch: "Deine Füße bekommen Blasen". Aber der Körper kennt immer noch keine Schwäche und überholt nach wie vor alles, was auf dem Weg auftaucht. Seit Trient vor gut sechs Stunden, musste ich niemanden vorbei lassen Ganz unvermittelt bin ich dann in der Verpflegungsstelle, es ist das unauffällige Zelt am Hang und nicht die große Berghütte weiter weg. Die letzte, die aller letzte Verpflegungsstelle. Noch ein letztes Mal Essen, Trinken, Tanken und ich könnte bereit sein für den endgültigen Abstieg in's Ziel. Aber ich bin nicht bereit. Ich bin auf einmal traurig, mir ist zum Heulen. Sechs Jahre geträumt, 18Monate vorbereitet, über 40 Stunden gelaufen: und jetzt soll das Alles vorbei sein? Das darf doch nicht einfach so aus sein! Es kann nicht vorbei sein! Es muß weiter gehen! Das ist so unfair. Die 40 schönsten Stunden meines ganzen Lebens dürfen nicht einfach so enden. Es MUSS eine zweite Runde geben! Es muß weiter gehen! Der Verstand schiebt diese wirren Ideen beiseite und setzt den Körper wieder in Bewegung. Runter. Sofort ist die Euphorie wieder da und ich renne im Rausch den Berg runter. Schneller, immer schneller. Meine Füße finden fast magischen halt am Boden, selbst bei wilden Sätzen über die Wurzeln bin ich so sicher wie zuhause auf meiner eigenen Kellertreppe. Wieder legt mir jemand einen Hinweis auf den Schreibtisch, diesmal deutlicher: "Die Blasen an Deinen Füßen sind jetzt offen." Aber wen stören Blasen, wenn das Ziel nur noch wenige Stunden entfernt ist? Ein paar gefühlte Minuten später bin ich dann tatsächlich in Chamonix. Und die Kraft wird noch stärker. Wie bei einem Sprint rase ich durch den Ort. Auf der Strecke stehen Hindernisse mit Rucksack, Stöcken und Startnummer, an denen ich vorbei springen muß. Wie können die hier im Weg stehen, wo ich doch grade die hyper-warp-wahnsinnige Endgeschwindigkeit erreiche? Wo geht's lang? Ah, da, danke! Ortskern, überholen, zwanzig Plätze gut gemacht. Immer schneller. Ich sprinte jetzt tatsächlich wie von Sinnen, alle Kraft muß jetzt raus und ich beame mich vorbei. Jetzt bin ich definitiv anaerob, denn die Luft brennt in meinen Lungen, es ist fantastisch. Von Trient bis hier her habe ich gut 350 Raider überholt und jetzt kommt der Endspurt. Das große Tor, durch. FERTIG. FINISH. Dort ist eine Bordsteinkante. Ich setzte mich, weine. Mehrfach werde ich angesprochen, ob alles ok ist. Statt einer Antwort kann ich nur den Daumen hoch strecken, das internationale Zeichen für Lügen. Dann gehe ich in ein Zelt, wo ich Essen und vor allem Trinken kann. Zum ersten Mal seit Freitag nachmittag mache ich mein Telefon an. Obwohl ich keine zehn Minuten durch's Ziel bin, habe ich schon Mails und SMS mit Glückwünschen, denn meine Ankunft steht schon im Internet und ist per SMS an meine Familie verschickt worden. IT-Technisch ist der UTMB echt auf der Höhe der Zeit. Thomas ruft mich an und trifft mich, denn er ist nur gut 20min vor mir angekommen. Gemeinsam gehen wir unsere Kleiderbeutel abholen und duschen. Jeder, der sich für den UTMB interessiert, wird die Melodie des Laufes kennen: Vangelis, Conquest of Paradise. Aber nur wer diesen Lauf geschafft hat, kann begreifen, wie sich ein Chor von zehn nackten Finishern in einem gekachelten Keller-Duschraum anhört, wenn sie diese eine Melodie gemeinsam summen. Da die dada, da da diiiee dada Die Party abends war klasse, aber leider viel zu früh zu Ende. Ok, das Aufstehen am Montag war schwer, weil ich zehn Minuten gebraucht habe, um den Schlafsack von meinen Füßen, an denen das Blut über Nacht fest getrocknet war, zu lösen. Aber ansonsten: keine Schmerzen, nirgendwo. Ich hatte erwartet, daß ich doch nicht wirklich so unglaublich viel Kraft hatte, sondern nur berauscht war und gnadenlos die Reserven meines Körpers geplündert hatte. Doch am Montag morgen ging es mir, von höchstens zehn cm² offenen Stellen abgesehen, wirklich blendend. Ich hatte noch nicht mal Muskelkater. Unglaublich aber wahr. Die Heimfahrt war problemlos, der Empfang zu hause großartig. Nachlese: Am Dienstag morgen bin ich zum Arzt gegangen, damit er sich meine Füße anschauen kann. Ich hatte Montag-morgens lediglich den selbstklebenden Verband aus der Pflichtausrüstung um die Füße gebunden und rechnete mit dem Schlimmsten. Aber als der Doc die Verbände abnahm, oh Staunen, war über das Fleisch schon die erste dünne Haut gewachsen! Der Arzt hat mir versichert, daß ich keine Verbände mehr bräuchte, meine Füße würden bereits jetzt fünf Tage Heilung aufweisen. Ich hatte sonst keine Probleme, absolut gar keine Probleme, Schmerzen oder sonst was. Und nicht mal Muskelkater. Fazit: Der Lauf war schön bis zum Grand Col Ferret. Er war hart bis Trient. Der Rest war für mich ein glattes Wunder. zurück zur Startseite |