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2009 - 24 Stunden von Stadtoldendorf 2009
Geschrieben Juni 2009
nach etwa einem drittel der Anreise merke ich, daß ich meine Regenkombi besser mit genommen hätte. Ich sitze auf meinem Motorrad und fahre zu den 24h von Stadtoldendorf und es fängt an zu regnen. Glücklicherweise sind es nur ein paar kurze Schauer, die mir die Laune nicht verderben können, so daß ich fast trocken dort ankomme. Am Start klappt sowohl der Zeltaufbau als auch die Startunterlagen-Ausgabe super und ich habe sogar noch etwas Reserve-Zeit, die ich nutze, um noch eine Stunde in meiner Strandmuschel zu schlafen; schließlich werde ich die ganze Nacht laufen, da werde ich jede Minute schlaf brauchen können.
mein Zuhause für dieses WE Punkt 13:30 geht's los und ich trabe gemütlich die Strecke entlang: aus dem Stadion raus, an der Sporthalle entlang, zwei mal links abbiegen und für ein paar hundert Meter einen schönen Blick auf den Holzberg genießen, noch weiter links halten und die lange grade wieder runter, noch mal links und ein paar steile Meter absteigen und in Stadion einbiegen. Dann im Station einmal rum und wieder von vorne, alles in Allem gut 2km lang und ganz nett. Keine besonderen Highlights, keine Schwächen, keine schwierigen Stellen und höchstens 20Höhenmeter pro Runde. Ich begrüße liebe Bekannte und Freunde, laufe aber im wesentlichen immer für mich alleine. Und langweilig ist mir. Ich überlege mir in aller Ruhe, wie die Unterkonstruktion zu unserer Terrasse gebaut werden muß. Dann träume ich davon, über den Holzberg zu laufen, statt immer im Kreis und es fängt an zu Regnen. Der Regen wird mal stärker, mal schwächer und dann verwöhnt mich der Himmel mit einem wirklich außergewöhnlich schönen, großen und farbintensiven Regenbogen, bevor es wieder zu plätschern beginnt. Nach ein paar Stunden fällt die Uhr an der Zeitmessung aus. Bis dahin habe ich fast auf die Sekunde gleichmäßig 15min pro Runde gebraucht, vier Runden pro Stunde. Was jetzt ist, weiß ich nicht so genau und verliere den überblick über Stunden, Zeit und Runden. Irgendwann nach gefühlten sechs Stunden zeigt die Uhr beim Durchlaufen auf einmal 5:51:xx an und ich bin schwer enttäuscht: "so früh noch?" Als ich nach einer Runde wieder vorbei komme, zeigt die Uhr immer noch die gleiche Zeit an und ich weiß immer noch nicht, wie spät es wirklich ist. Das Stadion von Stadtoldendorf Immer weiter im Kreis. Immer weiter. Und aus. Gegen 22:00 ist auf einmal keine Antwort mehr auf die "WARUM?"-Frage in meinem Kopf. Es ist kein Wille mehr da. Ich hatte mir für diesen ersten 24er meines Lebens zwei leichte Ziel gesetzt; leicht zu erreichen aber ganz fest vorgenommen: mindestens 100km laufen und nicht aufgeben. Und jetzt habe ich einfach keine Willenskraft mehr. AUS. Ich lege mich in den Schlafsack, stelle den Wecker auf 23:00 und stecke mir die Gehörstöpsel in die Ohren. Ich rede mir ein, es wäre nur eine kurze Pause und drehe mich hin und her. Als der Wecker klingelt, stelle ich ihn eine Stunde weiter und bleibe liegen. Ich bleibe einfach liegen und ärgere mich über meine eigene Schwäche. Mir tut nichts weh, ich habe keine Blasen, ich bin nicht müde: es geht mir gut aber ich habe einfach nicht die Selbstdisziplin zum Laufen. Ich komme mir vor wie bei meinen zahlreichen Fehlschlägen, das Rauchen auf zu hören. Ich habe mir einfach eine Zigarette angezündet, obwohl ich es nicht wollte. Ich habe geraucht, obwohl es überhaupt gar keine Notwendigkeit dazu gab. Ich habe geraucht, weil ich zu schwach war auf zu hören. Ok, seit gut sieben Jahren bin ich inzwischen clean, ich habe es geschafft, aber hier und heute versage ich. Irgendwann ist der Schlafsack nass geregnet und mir wird zu kalt um liegen zu bleiben. Also gehe ich zwei Kaffee trinken (50ct pro Tasse :-( und frühstücke ein zwei Brötchen (auch gegen Bargeld :-( An der Verpflegungsstelle beschränkt sich das Angebot auf Kekse, Traubenzucker und Obst, dazu trockenes Brot. Einziger Lichtblick waren die Kartoffeln, die irgendwann da standen. Ich beschließe, eine Runde zu gehen. Da ich gestern abend von der Strecke aus direkt ins Bett gegangen bin, durchquere ich jetzt als erstes die Zeitnahme und stelle enttäuscht fest, daß immer noch niemand in der Lage war eine Reserve-Uhr zu besorgen. Nicht mal eine simple Küchenuhr hängt hier. Ich wandere ein paar Runden und werde immer nasser, denn es regnet immer noch. Ich quatsche etwas mit dem Team aus Sibbesse und Markus, trinke noch einen Kaffee, gehe noch eine Runde. Aber ich will nach hause. Ich habe meine beiden Mindest-Ziele verfehlt, ich habe nicht mal 100km geschafft, ich fühle mich als LOOOSER und will nach hause. Also melde ich mich beim Veranstalter ab und gebe den Chip zurück, baue meine klatschnasse Strandmuschel ab und steige auf's Motorrad. Auf dem Heimweg regne ich mangels Regenkombi noch mal so richtig durch und dann, kurz vor Köln, kommt endlich wieder Sonne. Fazit: ein Stundenlauf macht mich fertig. Was ich hätte besser machen können? Der Wetterbericht hat nichts von Regen gesagt, aber ich hätte trotzdem Regensachen mitnehmen sollen. Außerdem evtl. einen mp3-player. Vor allem aber hätte ich eine Support-Crew gebraucht, wo ich moralische Unterstützung und vernünftige Verpflegung hätte bekommen können. Danke noch mal an das Team Sibbesse und insbesondere an Michael, ohne den ich noch viel weniger KM geschafft hätte! zurück zur Startseite |