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2009 - Les Sentes de Legendes 2009
Geschrieben Juni 2009
So langsam muß ich in die Gänge kommen, wenn ich bis zum UTMB fit sein will. Dieses Jahr habe ich viel zu wenig Trainings-Km gelaufen und noch keinen "richtigen" Lauf. Ok, letzte Woche waren da die 50km von Rengsdorf beim Westerwald-Lauf und das hat ganz gut geklappt, aber mit "richtigen" Läufen meine ich so was wie Brocken-Challenge oder Hollenlauf. Also brauche ich was "echtes". Und da gibt's einen kleinen Geheimtip von Markus Flick, mit den bedeutungsschweren Stichworten: 100km, Ardennen und Belgien. ( Website des Veranstalters ) Erstaunlicherweise soll sogar die Sonne scheinen. Ich hab' geglaubt, in den Ardennen würde es IMMER Regnen. Muß wohl daran liegen, daß Olne-Spa-Olne und La Magnetoise immer im Herbst und Winter liegen :-)
Briefing mit den Windgesichtern Dann gehen wir vor die Halle und stehen im ersten Morgengrauen auf der Zufahrt. Es gibt einen großen Start- Ziel- Bogen, aber alle stehen hier, also stellen wir uns ganz am Ende dazu. Dann ruft der Veranstalter: "Allé Allé!" und alle drehen sich um, zu uns um! , und laufen los. Markus ist topfit und könnte hier wahrscheinlich, wie beim Hollenlauf um den Sieg mit laufen, aber ich wollte sicher nicht an der Spitze des Feldes starten. Die ersten Kilometer werde ich also permanent überholt, bis nach einer Stunde niemand mehr kommt. Bin ich der letzte? Einer der letzten Läufer hatte einen Fahrradfahrer als Begleitung: war das der Besenmann? Da ich keine Ahnung habe, ob es bei diesem Lauf ein Zeitlimit oder Cutoff-Zeiten gibt, mache ich mir Sorgen.Es wird langsam hell und die Sonne kommt raus. Heute soll, laut Wetterbericht, ein herrlicher Tag werden und ich bin froh, daß ich Kurz-Kurz gestartet bin. Der Weg ist hervorragend markiert, denn es ist ähnlich dem Rheinsteig, eine feste Strecke mit permanenter Markierung. Solange noch Läufer vor mir waren, denen ich folgen konnte, habe ich mir das Markierungs-Schema eingeprägt, so daß es jetzt leicht ist. Verlaufen ist unmöglich. Morgen in den Ardennen Am ersten Ravitaillement (meine Schwester, die selber Chefärztin ist, meint das würde sich mehr nach Wiederbelebung als nach Verpflegung anhören:-) überhole ich einen ganzen Schwung anderer Raider, die hier sitzen oder liegen. Da mein Trinkrucksack wegen der Morgenkühle noch relativ gut gefüllt ist, trinke ich nur ein paar Becher Wasser und laufe weiter.Ab jetzt wird es noch einsamer und ich stelle mich langsam darauf ein, die nächsten 70km alleine durch die Ardennen zu laufen. Wenn ich doch einmal pro Stunde einen Mitläufer treffe, grüßen wir beide Freundlich, aber da keiner den ich treffe Englisch, Deutsch oder wenigstens Niederländisch kann, endet die Unterhaltung immer rasch. Allerdings lerne ich trotzdem ein paar neue Brocken Französisch, die auf diesen Lauf passen: "Très bien" und "magnifique". Immer alleine durch den Wald Die Ardennen sind eine sehr wasserreiche Gegend. In jedem Tal fließt ein kleiner Fluß oder Bach. Daraus zu trinken traue ich mich allerdings nicht, obwohl mein Rucksack bei Km 45 Trocken ist. Ich hätte wohl doch an der ersten Ravitaillement voll tanken sollen! Durst, Wasser, Sonne. Bald erreiche ich bei Km 53 (etwa) die zweite Wasserstelle und überhole wieder etliche Raider. Diesmal mache ich den Sack ganz voll und trinke noch etliche Becher dazu, bevor ich weiter laufe. Trotzdem ist mein Sack wieder leer, bevor ich an der dritten und letzten Labestelle nachfüllen kann. Diesmal entspringt jedoch gleich neben dem Weg eine kleine Quelle dem Boden und ich trinke erleichtert einige Hände voll. Ohhh, tut das gut. Außerdem tauche ich, wie schon an den Bächen zuvor, mein Kopftuch ins Wasser und ziehe es herrlich kühl und nass wieder an.Blühender Ginster am Weg Ab hier wird mir der Weg doch sehr lang. Die Km ziehen sich ohne Ende und ich trotte immer noch alleine durch Wälder und Felder. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, führt selten durch die kleinen Orte und immer hübsch wellig durch die Landschaft. Langeweile kommt da nicht auf, aber jetzt, nach gut zwölf Stunden, eine gewisse Ermüdung. Das Fehlen von "richtigen" Läufen macht sich jetzt böse bemerkbar und ich würde gerne ankommen. Oder wenigsten jemand zum reden haben. Grade in dem Moment, als hätte er mich gehört, ruft Markus auf dem Handy an. Er ist schon im Ziel und fragt, ob er noch Duschen kann ohne meinen Zieleinlauf zu verpassen. Kein Problem ich bin etwa bei Km 88 oder 89 und habe noch gefühlte Ewigkeiten vor mir. Aber seine Stimme wirkt wie ein Weckruf auf mich und auf einmal geht es wieder.Dabei kommt jetzt noch mal eine richtige Prüfung: ein langer, langer Berg steht im Weg. Nach einer Weile im Wald kommt ein besonders unangenehmes Hochmoor, wo ich mit meinen müden Beinen von Gras zu Gras hüfen muß und die Schuhe trotzdem dazwischen im schwarzen Schlamm versinken. Nicht der rötlich braune Schlamm, den ich vom OSO kenne, sondern echter, schwarzer, eklig stinkender Morast. Erst in den rechten, dann in den linken Schuh. Bäh! Bachquerung auf Belgisch Aber es ist der letzte Berg und irgendwann bin ich oben. Schon seit einiger Zeit habe ich jemanden hinter mir gehört, der jetzt langsam in Sicht kommt. Aber wie so oft, kommt kurz vor dem Ziel bei mir der Ehrgeiz durch. "Wenn Du mich auf den letzten 95km nicht überholt hast, dann mußt Du jetzt schon was bieten, um vorbei zu kommen" denke ich mir und lege eine Schaufel Kohlen nach. Und es geht runter, schnur grade auf einem breiten Forstweg steil runter. Auf etwa zwei Kilometer verlieren wir hier etwa 250 bis 300 Höhenmeter, was für mittelgebirgs-verhältnisse schon mehr als beachtlich ist. Aber meine Knie halten ohne zu meckern und als ich unten ankomme, habe ich schon ein paar hundert Meter zwischen mich und meinen Holger Meier gebracht (wer Holger nicht kennt möge den Greif-Rundbrief lesen).Kaum unten gibt's eine scharfe Linkskurve und eine neue Steigung. Hier fällt mir ein weiterer Brocken Französisch ein: "Merde" Aber sooo weit KANN es gar nicht mehr sein und ich fange, sobald es wieder halbwegs flacher wird, wieder mit dem Laufen an. Dann kommt endlich auf der gegenüberliegenden Talseite der Sportplatz in Sicht und ich weiß es ist gleich vollbracht. Als ich ankomme steht Markus schon da und empfängt mich zusammen mit vielen anderen mit Jubel. "Arrivée" das ist mein Lieblingswort auf Französisch! Fazit: Ein ganz besonders wunderschöner Tag, eine super Orga, alles prima und mit 14:30 (hh:mm) und einem Rang im guten Mittelfeld bin ich bei den gegebenen gut 2300Hm auch sehr zufrieden. zurück zur Startseite |