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2017 - Dodentocht 2007, zuviel gewollt
Geschrieben August 2007
Meine Firma hat seit drei Monaten eine Dusche! Was das mit dem Dodentocht 2007 zu tun hat? Nun ja: seit dem bleiben Auto und Motorrad in der Garage, denn ich fahre fast täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit und dusche dann dort. Ein oder zwei mal die Woche laufe ich die Strecke sogar. Morgens 11km hin und Abends zurück. Ohne Dusche war das nicht möglich, und so konnte ich in den letzten drei Monaten deutlich mehr Km machen, als vorher.
Nach gut 10km geht die Strecke wieder durch Bornem und die Stimmung war wie immer klasse. Der Dodentocht ist hier jedes Jahr Anlass für ein Volksfest. Ich habe mit ein Bisschen Wehmut daran gedacht, wie im letzten Jahr hier meine Familie an der Strecke gestanden hat. Für einen Moment fühle ich mich etwas einsam. Aber zusammen Markus und Eric vergehen die Km wie von selbst. Nach meinen Plänen für den Rest des Jahres gefragt, berichte ich grade von einem Lauf rund um Ennepetal, von dem ich gelesen habe und der sich vielversprechend an hört. Zu meiner überraschung enttarnt sich Markus als Mitglied des veranstaltenden Vereins dieses Events! Was mir auffällt, ist das die Stimmung entlang der Strecke dieses Jahr irgendwie gedämpfter ist als sonst. Die Musik ist weniger Laut, die Straßen-Partys seltener, die Zuschauer weniger. Ist den Flamen das Feiern vergangen? Oder waren die dieses Jahr alle in Bornem auf der Fete? Bei Km 38 in Breendonk (Duvel-Brauerei) habe ich dann Jürgen (FunRunny) getroffen, der dieses Jahr so richtig gut drauf war. Und weil der so gut drauf war, bin ich gleich bis zur Schule in Londerzeel (km45) mit ihm zusammen gelaufen. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon irgendwie gemerkt, daß das Laufen in dieser Nacht eine ziemlich anstrengende Geschichte war. Ok, ich wollte ja auch PB, und da muss man sich eben strecken, aber es war doch WIRKLICH anstrengend. So habe ich Jürgen dann ziehen lassen. Da er in der Palm-Brauerei dann ein wenig länger Pause gemacht hat, habe ich ihn dort noch mal wieder getroffen. Allerdings hat er sich dann seinen MP3-Player aufgesetzt, und ist gnadenlos davon gezogen. Für mich begann ab hier die lange Zeit des Leidens. Immer wieder habe ich lange Gehpausen machen müssen, aber es wurde einfach nicht mehr besser. Ausserdem ist die Temperatur noch mal ein paar grad runter gegangen. Es war wohl zum Teil wirklich die Kühle vor der Morgendämmerung, zum anderen Teil aber sicher auch meine Erschöpfung. Auf jeden Fall habe ich die Jacke angezogen. Von Km70 bis 80 (Buggenhout bis Puurs) wurde es langsam hell. Ein herrlicher Sonnenaufgang, da Morgenkühle und Windstille gemeinsam wunderbare Nebel auf Wiesen und Felder gezaubert haben. Darüber ging die rote Sonne auf und die Vögel zwitscherten. Und meine Träume auf PB gingen unter. Ich konnte weder das hohe Anfangstempo wieder aufnehmen, noch den gewonnenen Vorsprung halten. Ich habe so auf den Morgen gehofft; auf die Kraft des Tageslichts und die Motivation der Sonne; aber da war nichts mehr zu machen. Aus mit der Bestzeit. Wandertag. Isch habe fertig! Bis Km90 (Saint Amands) habe ich noch versucht, wenigstens würdevoll zu gehen, weil selbst ein straffer Wanderschritt nicht mehr möglich war, doch in der Sporthalle war echt Ende. Ich war platt, erschöpft und völlig ausgepumpt. Genau genommen war ich hier wesentlich kaputter als beim DNF 2004, als ich in Steenhuffel das Handtuch geworfen habe. An Aufhören war diesmal aber kein Gedanke in meinem Kopf. Ich habe in den letzten Jahren dazu gelernt. Muskel-Zittern, schwarz vor Augen, Schwindel und unendliche Müdigkeit: das sind doch keine Gründe auf zu geben! Nein, da muss erst mal eine längere Pause her. Und genau das habe ich gemacht: Pause! Ich habe eine halbe Stunde oder länger in der Halle gesessen und gefuttert, getrunken und sogar ein paar Minuten gedöst. Ich hatte mit allem gerechnet. Schmerzen, übelkeit, Krämpfen, Knie, Blasen, alles. Nur diese furchtbare Schwäche kannte ich noch nicht. Alles war prima, kein einziges Zipperlein irgendwo, aber ich war soooo schlapp! Immerhin war ich wieder unterwegs. Noch 10km und mir war klar, daß es noch Stunden dauern würde. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und die Grillen zirpten: es war ein herrlicher Tag. Und ich kroch wie eine Schnecke den Damm entlang der Schelde. Schleichschritt. Bloß nicht anstrengen. Gaaanz langsam. Laut Datenblatt waren es nur gut vier km/h. Erschreckend, aber es wäre nicht mehr schneller gegangen. Was ist Laufen doch für ein bescheuertes Hobby! Und diese Wanderei ist genauso idiotisch. Ab sofort ist mein neues Hobby nur noch Fernsehen glotzen und Chips fressen; ich hasse Sport. Die letzten fünf Km sind einzeln aus geschildert, und ich habe jeden einzelnen herbei gesehnt. Die Sonne war heiß und ich war am Ende, aber der vier-km/h-kriechgang brachte mich unaufhaltsam weiter vorwärts. Bornem. Wanderer überhohlen mich Scharenweise: ich kann nichts mehr entgegen halten. Zelt, ankommen, Ananas, Auto, schlafen. Nach einer halben Stunde werde ich wach, habe brennende Kopfschmerzen und bin klatsch-nass geschwitzt: klar das Auto steht in der prallen Sonne geparkt und es sind sicher über 50°C im inneren. Türen auf und raus hier! Die Heimfahrt ist ein Drama. Mehrmals, immer wenn die Wach-Phasen zwischen den Sekunden-Schläfchen zu kurz werden, mache ich Pause und schlafe ein wenig im Auto. Nächstes Jahr, am 08.08.08 (Achter August 2008), fahre ich wieder mit dem Wohnwagen! Und was hat das jetzt alles mit der Dusche zu tun? Ach ja: ich glaube, ich habe mein Training in den letzten drei Monaten zu schnell gesteigert. Zu viel gewollt, zu wenig regeneriert. Zu sehr an den Trainingsplan gehalten und vor dem Lauf zu wenig Pause gemacht. Da werde ich demnächst besser aufpassen müssen, schließlich will ich die Leistung am Lauftag abgeben, und nicht Trainings-Weltmeister werden. Fazit: Dodentocht macht es einem wirklich leicht die 100km zu schaffen, ich wüsste eigentlich kaum, was da noch zu verbeern wäre. (Copy&Paste aus Bericht von 2006 ;-) zurück zur Startseite |